Bedrohte Vogelgruppen

 

1.) Besonders gefährdet: Feld- und Wiesenvögel

 

Die am stärksten bedrohte Vogelgruppe in Mitteleuropa und damit auch in Deutschland ist die der Feld- und Wiesenvögel. So stehen etwa 70 % unserer 45 Feldvogelarten auf der Roten Liste in Deutschland.

Hauptursache für den enormen Rückgang ist die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes. Durch die intensive Landwirtschaft wurden viele Hecken und Feldraine beseitigt, die zuvor als Rückzugs- und Brutort gedient haben.

Ein weiterer schädlicher Einfluss ist der Einsatz von Herbiziden und Pestiziden, denn diese zerstören die Nahrungsgrundlage (Insekten oder Sämereien) zahlreicher Feld- und Wiesenvögel. Oftmals werden solche Mittel eingesetzt ohne über die Konsequenzen nachzudenken. So kam es in den 1950er und 1960er Jahren zu signifikanten Bestandseinbrüchen des Wanderfalken, da durch den Einsatz des Insektizids DDT nicht nur die Nahrungsgrundlage schwand, sondern es v.a. durch die Aufnahme in den Körper zu einer Verdünnung der Eierschalen kam, sodass diese beim Brüten durch das Gewicht des Altvogels zerbrachen. Aber nicht nur Greifvögel leiden unter dem Einsatz dieser Mittel, sondern auch z.B. die Haubenlerche. Der in den 1980er Jahren noch häufig anzutreffende Brutvogel ist heute in Deutschland vom Aussterben bedroht, da er nicht mehr genügend Sämereien und Insekten als Nahrungsgrundlage findet.

Ein weiterer Entzug der Nahrungsgrundlage und des Lebensraumes geschieht durch den stark zunehmenden monotonen Anbau von Energiepflanzen für den Biosprit, aber auch durch das unmittelbare Umbrechen der Stoppelfelder nach der Ernte.

 

2.) Gefährdung der Waldvögel:

 

Durch den früheren Raubbau wurde unsere Gesamtfläche des Waldes von Deutschland auf etwa ein Drittel reduziert. Durch die intensive Forstwirtschaft wurden Laub- und Mischwälder zunehmend durch die schnellwachsenden Nadelwälder verdrängt. Zudem werden die Bäume immer früher gefällt, sodass viele Vogelarten keine geeigneten Bruthöhlen (die sich vorwiegend in dicken, älteren Bäumen befinden) mehr anlegen können.

Dies trifft v.a. auf den auf der Roten Liste stehenden Wiedehopf zu. Sein Bestand ging daraufhin stark zurück. Gezielte Schutzmaßnahmen führten zu einer Erholung.

Daran maßgeblich beteiligt war die Erhöhung des Totholzanteils in den Wäldern. Diese Maßnahme kam aber nicht nur dem Wiedehopf zu Gute, sondern auch den Spechten und der Hohltaube gelang es ihre zuvor stark zurückgegangenen Bestände wieder zu vergrößern.

Trotz leichter Erholung mancher Vogelbestände ist festzuhalten, dass von den 52 häufigsten Waldvogelarten noch 10 signifikante Bestandabnahmen zeigen. Dabei zeigen sich vor allem die Langstreckenzieher, wie der Waldlaubsänger, Baumpieper und der Fitis, als die am stärksten betroffenen Arten. Dies weist auf eine zunehmende Gefährdung der Zugvögel hin.

 

3.) Rückgang der Gartenvogelbestände:

 

Bei den Gartenvögeln handelt es sich überwiegend um Standvögel, der Grund des Bestandsrückgangs muss also in unserer unmittelbaren Umgebung, in den Gärten oder Städten liegen. Leicht auszumachende Gründe sind v.a. die mangelnden Nistmöglichkeiten, zu wenig Nahrung und keine Sitzwarten oder Versteckmöglichkeiten. Unsere Gärten werden oftmals als Aushängeschild betrachtet, alles muss seine Ordnung haben, die Hecken geschnitten, der Rasen grün und ohne "Unkraut", alles ist rein und steril. Oftmals werden exotische Pflanzen angepflanzt, da sie etwas Besonderes und Einmaliges sind.

Hierbei bleiben die Vögel auf der Strecke und dabei wäre es doch so einfach, ihnen zu helfen. Statt Hecken zu schneiden und somit die Blüte zu verhindern, sollte man sie frei wachsen lassen, nur so können sie Früchte tragen. Anstelle eines perfekten Rasens könnte man eine Blütenwiese anbauen. Man könnte wieder verstärkt einheimische Obstbäume und Beerensträucher anpflanzen, um den Vögeln genug Nahrung zu bieten. Ein gutes Beispiel ist der einheimische Weißdorn. Er ernährt 32 Vogelarten, sein nordamerikanischer Verwandter dagegen nur 2. Auch Wildstaudenbeete zur Anlockung von Insekten wären eine große Hilfe. Solche Blumen könnte man auch auf Balkonen anpflanzen, diese wären für Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen eine geeignete Nahrungsquelle. Eine weitere Möglichkeit wäre das Aufhängen von Nistkästen.

Am wirkungsvollsten wäre eine Kombination aller Maßnahmen, denn nur ein Aufhängen von Nistkästen, z.B. für den Gartenrotschwanz (Vogel des Jahres 2011) wäre sinnlos, denn er lässt sich nur in naturnahen Gärten mit genügend Nahrungsangebot nieder.

 

4.) Bedrohung der Watvögel:

 

Auch bei den Watvögeln herrschen bei 19 von 33 Arten deutliche Bestandsrückgänge in den letzten 20 Jahren. Das Watt ist von großer Bedeutung als Nahrungsgrundlage für über 10 Millionen einheimische Vögel. Es dient sowohl als Brutplatz, als auch als Rastplatz für Durchzügler.

Den Vögeln wird hauptsächlich die Nahrungsgrundlage durch Muschelfischerei und Überfischung entzogen. Ihr Lebensraum wird von Öl- und Gasbohrungen, sowie von Windkraftanlagen zerstört, Plastik und Öl verschmutzen die Meere und bedeuten oft den Tod der Vögel. Der starke Schifffahrtsverkehr stellt eine hohe Störungsrate für die Vögel dar und durch den Klimawandel kommt es zu einem höheren Meeresspiegel, welcher eine Erosion des Watts zur Folge hat.

Man hat die Bedeutung des Watts schon erkannt und z.B. Schutzstationen für das Wattenmeer an der gesamten Nordseeküste errichtet. Diese setzen sich seit 1962 gegen Meeresverschmutzungen und Fehlentwicklungen ein. Es erfolgen regelmäßige Vogel- und Wattbodentierzählungen, Touristen werden über die Situation im Watt unterrichtet und es werden Wattwanderungen und Vogelexkursionen angeboten. Das Watt wurde ebenfalls zum Weltnaturerbe ernannt.

 

5.) Die Not der Zugvögel:

 

Zugvögel müssen nicht nur die Strapazen der langen Reise auf sich nehmen, sondern ihnen drohen auch viele Gefahren auf dem Weg ins Winterquartier und zurück. So ist z.B. Malta eine wichtige Zwischenstation auf der langen Reise, aber anstelle einer möglichen Erholung erwartet dort viele der sichere Tod. Störche, Greifvögel, aber auch kleine Sperlingsvögel werden von über 20.000 Vogeljägern mit Schrotladungen getötet, verletzt oder mit Netzen eingefangen.

Es ist schwer zu verstehen, welchen Sinn der Tod einer maximal 22 g schweren Rauchschwalbe hat, nur um sie zu essen. Dabei verbietet eigentlich die Europäische Vogelschutz-richtlinie das Bejagen bedrohter Vogelarten. Dennoch finden jährlich viele tausende Turteltauben (RL stark gefährdet), Wiesenpieper (RL stark gefährdet), Feldlerchen (RL gefährdet) und seltene Greifvögel den grausamen Tod.

Was nützen also unsere ganzen Schutzmaßnahmen in Deutschland, wenn jedes Jahr Millionen Zugvögel getötet werden, bevor sie zu überhaupt uns kommen können?

Doch was hilft es unseren Vögeln, wenn wir mit dem Finger auf andere deuten, dabei aber selbst die Jagdzeiten auf Gänse ausweiten. So ist z. B. die Jagdzeit bei bestimmten Gänsearten in Hessen auf 2,5 Monate ausgedehnt worden, um Fraßschäden auf den Äckern zu verringern. Dabei werden die Vögel jedoch jedes Mal aufgeschreckt und benötigen für ihre ständige Flucht nur noch mehr Energie und damit auch mehr Futter. Die Probleme mit den Fraßschäden sind zudem in vielen Fällen hausgemacht, denn die Landwirte brechen die ehemaligen Weideflächen der Gänse zu Ackerflächen um. Hinzu kommt das Problem, dass oftmals wegen des ähnlichen Aussehens seltene Arten, wie die Kurzschnabel- oder Zwerggans, fälschlicherweise für Graugänse gehalten und damit auch getötet werden.

Insgesamt kann man sagen, dass in vielen Bereichen die Gefahr erkannt wurde, es fehlt nur noch an einer geeigneten Umsetzung. Dabei darf man nicht immer nur andere für die Probleme verantwortlich machen, denn jeder kann ein kleines Stückchen zum Erhalt unserer heimischen Vogelwelt beitragen.

 

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gerne im Mittelmeerraum bejagt: Turteltaube
(Rote Liste: stark gefährdet)

bei uns immer seltener: Alpenstrandläufer
(Rote Liste: vom Ausserben bedroht)

immer seltener in Gärten zu sehen: Feldsperling
(Vorwarnliste)

in Laub- und Mischwäldern heimisch: Grauspecht
(Rote Liste: stark gefährdet)

typischer Feld- und Wiesenvogel: Kiebitz
(Rote Liste: stark gefährdet)