1.) Besonders
gefährdet: Feld- und Wiesenvögel
Die am stärksten bedrohte Vogelgruppe in
Mitteleuropa und damit auch in Deutschland ist die der Feld- und
Wiesenvögel. So stehen etwa 70 % unserer 45 Feldvogelarten auf der
Roten Liste in Deutschland.
Hauptursache für den enormen Rückgang ist die
Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes. Durch die intensive
Landwirtschaft wurden viele Hecken und Feldraine beseitigt, die zuvor
als Rückzugs- und Brutort gedient haben.
Ein weiterer Entzug der Nahrungsgrundlage und
des Lebensraumes geschieht durch den stark zunehmenden monotonen Anbau
von Energiepflanzen für den Biosprit, aber auch durch das unmittelbare
Umbrechen der Stoppelfelder nach der Ernte.
2.) Gefährdung der
Waldvögel:
Durch den früheren Raubbau wurde unsere
Gesamtfläche des Waldes von Deutschland auf etwa ein Drittel reduziert.
Durch die intensive Forstwirtschaft wurden Laub- und Mischwälder
zunehmend durch die schnellwachsenden Nadelwälder verdrängt. Zudem
werden die Bäume immer früher gefällt, sodass viele Vogelarten keine
geeigneten Bruthöhlen (die sich vorwiegend in dicken, älteren Bäumen
befinden) mehr anlegen können.
Dies trifft v.a. auf den auf der Roten Liste
stehenden Wiedehopf zu. Sein Bestand ging daraufhin stark zurück.
Gezielte Schutzmaßnahmen führten zu einer Erholung.
Daran maßgeblich beteiligt war die Erhöhung des
Totholzanteils in den Wäldern. Diese Maßnahme kam aber nicht nur dem
Wiedehopf zu Gute, sondern auch den Spechten und der Hohltaube gelang es
ihre zuvor stark zurückgegangenen Bestände wieder zu vergrößern.
Trotz leichter Erholung mancher Vogelbestände ist
festzuhalten, dass von den 52 häufigsten Waldvogelarten noch 10 signifikante Bestandabnahmen
zeigen. Dabei zeigen sich vor allem die Langstreckenzieher, wie der
Waldlaubsänger, Baumpieper und der Fitis, als die am stärksten
betroffenen Arten. Dies weist auf eine zunehmende Gefährdung der
Zugvögel hin.
3.) Rückgang der
Gartenvogelbestände:
Bei den Gartenvögeln handelt es sich überwiegend
um Standvögel, der Grund des Bestandsrückgangs muss also in unserer
unmittelbaren Umgebung, in den Gärten oder Städten liegen. Leicht
auszumachende Gründe sind v.a. die mangelnden Nistmöglichkeiten, zu
wenig Nahrung und keine Sitzwarten oder Versteckmöglichkeiten. Unsere
Gärten werden oftmals als Aushängeschild betrachtet, alles muss seine
Ordnung haben, die Hecken geschnitten, der Rasen grün und ohne
"Unkraut", alles ist rein und steril. Oftmals werden exotische Pflanzen
angepflanzt, da sie etwas Besonderes und Einmaliges sind.
Hierbei bleiben die Vögel auf der Strecke und
dabei wäre es doch so einfach, ihnen zu helfen. Statt Hecken zu
schneiden und somit die Blüte zu verhindern, sollte man sie frei wachsen
lassen, nur so können sie Früchte tragen. Anstelle eines perfekten
Rasens könnte man eine Blütenwiese anbauen. Man könnte wieder verstärkt
einheimische Obstbäume und Beerensträucher anpflanzen, um den Vögeln
genug Nahrung zu bieten. Ein gutes Beispiel ist der einheimische
Weißdorn. Er ernährt 32 Vogelarten, sein nordamerikanischer Verwandter
dagegen nur 2. Auch Wildstaudenbeete zur Anlockung von Insekten wären
eine große Hilfe. Solche Blumen könnte man auch auf Balkonen anpflanzen,
diese wären für Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen eine
geeignete Nahrungsquelle. Eine weitere Möglichkeit wäre das Aufhängen
von Nistkästen.
Am wirkungsvollsten wäre eine Kombination aller
Maßnahmen, denn nur ein Aufhängen von Nistkästen, z.B. für den
Gartenrotschwanz (Vogel des Jahres 2011) wäre sinnlos, denn er lässt
sich nur in naturnahen Gärten mit genügend Nahrungsangebot nieder.
4.) Bedrohung der
Watvögel:
Auch bei den Watvögeln herrschen bei 19 von 33
Arten deutliche Bestandsrückgänge in den letzten 20 Jahren. Das Watt ist
von großer Bedeutung als Nahrungsgrundlage für über 10 Millionen
einheimische Vögel. Es dient sowohl als Brutplatz, als auch als
Rastplatz für Durchzügler.
Den Vögeln wird hauptsächlich die
Nahrungsgrundlage durch Muschelfischerei und Überfischung entzogen. Ihr
Lebensraum wird von Öl- und Gasbohrungen, sowie von Windkraftanlagen
zerstört, Plastik und Öl verschmutzen die Meere und bedeuten oft den Tod
der Vögel. Der starke Schifffahrtsverkehr stellt eine hohe Störungsrate
für die Vögel dar und durch den Klimawandel kommt es zu einem höheren
Meeresspiegel, welcher eine Erosion des Watts zur Folge hat.
Man hat die Bedeutung des Watts schon erkannt und
z.B. Schutzstationen für das Wattenmeer an der gesamten Nordseeküste
errichtet. Diese setzen sich seit 1962 gegen Meeresverschmutzungen und
Fehlentwicklungen ein. Es erfolgen regelmäßige Vogel- und
Wattbodentierzählungen, Touristen werden über die Situation im Watt
unterrichtet und es werden Wattwanderungen und Vogelexkursionen
angeboten. Das Watt wurde ebenfalls zum Weltnaturerbe ernannt.
5.) Die Not der
Zugvögel:
Zugvögel müssen nicht nur die Strapazen der
langen Reise auf sich nehmen, sondern ihnen drohen auch viele Gefahren
auf dem Weg ins Winterquartier und zurück. So ist z.B. Malta eine
wichtige Zwischenstation auf der langen Reise, aber anstelle einer
möglichen Erholung erwartet dort viele der sichere Tod. Störche,
Greifvögel, aber auch kleine Sperlingsvögel werden von über 20.000
Vogeljägern mit Schrotladungen getötet, verletzt oder mit Netzen
eingefangen.
Es ist schwer zu verstehen, welchen Sinn der Tod
einer maximal 22 g schweren Rauchschwalbe hat, nur um sie zu essen.
Dabei verbietet eigentlich die Europäische Vogelschutz-richtlinie das
Bejagen bedrohter Vogelarten. Dennoch finden jährlich viele tausende
Turteltauben (RL stark gefährdet), Wiesenpieper (RL stark gefährdet), Feldlerchen
(RL gefährdet) und seltene Greifvögel den grausamen Tod.
Was nützen also unsere ganzen Schutzmaßnahmen in Deutschland, wenn jedes Jahr Millionen Zugvögel getötet werden, bevor sie zu überhaupt uns kommen können?
Doch was hilft es unseren Vögeln, wenn wir mit
dem Finger auf andere deuten, dabei aber selbst die Jagdzeiten auf Gänse
ausweiten. So ist z. B. die Jagdzeit bei bestimmten Gänsearten in Hessen
auf 2,5 Monate ausgedehnt worden, um Fraßschäden auf den Äckern zu verringern.
Dabei werden die Vögel jedoch jedes Mal aufgeschreckt und benötigen für
ihre ständige Flucht nur noch mehr Energie und damit auch mehr Futter.
Die Probleme mit den Fraßschäden sind zudem in vielen Fällen hausgemacht,
denn die Landwirte brechen die ehemaligen Weideflächen der Gänse zu
Ackerflächen um. Hinzu kommt das Problem, dass oftmals wegen des
ähnlichen Aussehens seltene Arten, wie die Kurzschnabel- oder Zwerggans,
fälschlicherweise für Graugänse gehalten und damit auch getötet werden.
Insgesamt kann man sagen, dass in vielen
Bereichen die Gefahr erkannt wurde, es fehlt nur noch an einer
geeigneten Umsetzung. Dabei darf man nicht immer nur andere für die
Probleme verantwortlich machen, denn jeder kann ein kleines Stückchen
zum Erhalt unserer heimischen Vogelwelt beitragen.