Als 200. Steckbrief auf dieser Website geht es um einen besonderen Vogel: den Seeregenpfeifer. Im Folgenden sollen ein paar interessante Informationen über diese auf den ersten Blick so unscheinbar anmutende Art vermittelt und auf die Probleme aufmerksam gemacht werden, die es in Zukunft in Deutschland als Brutstandort geben wird oder schon gibt.
Seeregenpfeifer- Seltener Watvogel
Der Seeregenpfeifer war schon immer ein recht seltener Brutvogel im Wattenmeer, er hat auf Grund seiner besonderen Lebensraumansprüche nur eine begrenzte Menge an geeigneten Bruthabitaten. Er ist auf ungestörte Sandflächen und Dünen angewiesen, wo er seine Nistmulde anlegt. Heute brüten im internationalen Watt (Deutschland, Niederlande, Dänemark) nur noch etwa 400 Paare, damit hat sich der Bestand in den letzten 40 Jahren gedrittelt, Tendenz weiter sinkend. In Deutschland sind nur noch weniger als 200 Brutpaare zu verzeichnen.
Keine guten Aussichten
Der Seeregenpfeifer ist bereits auf der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands in der Kategorie 1 als vom Aussterben bedroht geführt. Als Bodenbrüter ist er ohnehin anfällig für Prädatoren, die Taktik des Verleitens (Feind vom Gelege oder von Jungvögeln weglocken), die er dabei anwendet, hilft ihm jedoch auch nicht weiter, wenn im großen Stil geeignete Brutgebiete verschwinden. Neben der Zerstörung seines natürlichen Lebensraums ist ein Hauptproblem die immer größer werdende Störungsrate zur Brutzeit durch den Menschen. Leider werden Altvögel durch freilaufende Hunde oder Spaziergänger, die sich nicht an die Wegvorschriften halten, immer wieder gestört, sodass sich die Brutzeit verlängert oder die Brut ganz aufgegeben wird. Die letzten Brutgebiete sind zum Großteil zwar unter Schutz gestellt, dennoch hilft das nichts, wenn die Vorschriften nicht eingehalten werden.
Kein Einzelschicksal
Der Seeregenpfeifer kann hier sinnbildlich für eine ganze Reihe von Vögeln gesehen werden. Alle Wat-, Feld-, und Wiesenvögel, die Bodenbrüter sind, sind oft genauso störungsempfindlich wie er. Dabei sind der Sandregenpfeifer und die Zwergseeschwalbe (beide auch vom Aussterben bedroht) zwei gute Beispiele, die ähnliche Lebensraumansprüche haben und von gezielten Schutzmaßnahmen ebenfalls profitieren können. Eine konsequente Absperrung der Brutgebiete für den Menschen und eine gezielte Kontrolle scheinen leider die letzte Lösung zu sein, um die geringen Brutbestände zu retten.
Zweifelhafte Hoffnung
Ein letzter zweifelhafter Hoffnungsschimmer für die gesamteuropäische Population bleibt: es wird davon ausgegangen, dass die Art vom Klimawandel sogar profitieren könnte, da es zur Erschließung neuer Bruthabitate weiter im Norden kommen könnte, wobei davon ausgegangen werden kann, dass der mitteleuropäische Bestand dennoch weiter schrumpfen wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Seeregenpfeifer noch lange bei uns als Brutvogel erhalten bleibt. Er führt uns einmal mehr vor Augen, dass ein rücksichtsvoller Umgang des Menschen mit der Natur zur Bewahrung der Artenvielfalt unabdingbar ist.
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